Seit Jahresbeginn haben wir uns im Gemeindebrief mit Geistlichem Wachstum beschäftigt. Es ging um Wurzeln und um Frucht, um klein oder groß sein und um Wachstumsschmerzen. Stellt sich nicht fast automatisch die Frage, was wir davon haben, ob es einen entsprechenden Lohn gibt, einen garantierten Mindestlohn für Fleiß und Treue sozusagen?
Kein Leistungsevangelium
Merken wir uns bitte eines: Nicht unsere Frucht entscheidet, sondern unsere Entscheidung fruchtet! Das ist ein großer Unterschied. Wer sich nicht für ein Leben mit Jesus Christus entschieden hat, kann sich abmühen, um Frucht zu bringen. Er wird aber immer nur Bruchstückhaftes und Vergängliches hinbekommen. Selbstgemachtes, sozusagen. In Einmachgläsern kommt das gut an, im Himmel gar nicht.
Und das "Preisgericht"?
Nachdem jeder Mensch die Grundsatzfrage, ob er in den „Himmel“ kommt, selbst zu Lebzeiten entscheidet (Joh 3,18), gilt für alle Christen, dass sie nicht ins Gericht kommen (Joh 5,24), denn „es gibt keine Verdammnis für die, die in Christus sind“ (Rö 8,1).
Trotzdem wird es das sogenannte Preisgericht geben, in dem aber nicht mehr über Herrlichkeit oder Verdammnis entschieden wird. In 2. Kor 5,10 heißt es: „Denn wir müssen alle vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden, damit jeder empfange, was er durch den Leib vollbracht hat, dementsprechend,was er getan hat, es sei Gutes oder Böses“. Das ist kein Text für Ungläubige, sondern Paulus schreibt es den Christen in Korinth und bezieht sich selbst mit ein. Empfangen, belohnt werden ...
Es geht wohl darum, dass Gotteskinder nach ihren Werken beurteilt (Mt 25,21.23) und danach unterschiedlich belohnt werden. Es geht um einen Preis. Die Worte Jesu lassen unsere materiellen Vorstellungen vom Lohn in den Hintergrund treten. Es wird um Herrschen und Richten gehen, um Verantwortungsbereiche, denn es wird auch in Gottes neuem Reich Gaben und Aufgaben geben. Und trotzdem wird auch dadurch keine neidvolle Missstimmung in den Himmel einziehen können.
Einmal hin - alles drin
Dieser Werbeslogan hat tatsächlich auch etwas Himmlisches. Jesus sagt in Luk 10,20: „Freut euch nicht darüber, dass euch die Geister untertan sind. Sondern freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel aufgeschrieben sind“. Gerade kamen die 70 Jünger von ihren Dienstreisen zurück und waren so begeistert, dass ihnen „sogar die Dämonen“ gehorcht haben. Da holt Jesus sie auf den Boden der Tatsachen zurück und sagt ihnen, was noch viel wichtiger ist.
Geistliches Wachstum und Frucht, beides ist biblisch und darum wichtig, sind aber nicht das Höchste. Manche Artikel in der christlichen Presse könnten also auch weniger euphorisch ausfallen, oder nicht? Nun will ich ja Frucht im letzten Gemeindebrief zu derThemenreihe nicht wieder abwerten, denn immerhin wirkt darin der Heilige Geist und ist Frucht segensreich für Menschen in und außerhalb der Gemeinde. Sie gibt uns das gute Gefühl, nicht vergeblich gelebt zu haben. Wir sehen darin einen Sinn des Lebens und sagen vielleicht “wie schön, es geht weiter, das war mein Beitrag“ und freuen uns.
Aber ist uns die Freude, dass wir im Lebensbuch Gottes stehen, das Größte? An vielen Stellen, auch schon im AT, lesen wir in derBibel von einem solchen „Schriftstück“, z.B. Phil 4,3, Hebr 12,23 und mehrfach in der Offenbarung. Irgendwo und irgendwie werden also die Namen derer festgehalten, die durch Jesu Blut erlöst sind. Passend dazu finden wirin der Offenbarung den Ausdruck „Lebensbuch des Lammes“ (13,8; 21,27).
Im Himmel sein, d.h. für alle Zeiten bei Gott sein, ihn in seiner Herrlichkeit erleben und frei von allem, was das Leben hier erschwert, darum geht es (vgl. Off 21, 3f ). Das ist der garantierte Mindestlohn – und zugleich der höchst mögliche, denn mehr geht nicht. Alles andere, auch was uns jetzt noch so wichtig erscheinen mag, ist zweitrangig. Alsonoch einmal: Nicht unsere Frucht entscheidet, sondern unsere Entscheidung fruchtet.
Gutes Nachdenken wünscht Ihr/euer
Harald Petersen