Neid auf volle Stadien?
Früher habe ich öfter davon geträumt, dass wir in Deutschland bei christlichen Veranstaltungen auch große Stadien füllen. Und zwar nicht nur alle paar Jahre mal beim Gemeindetag o.ä. (und selbst dann sind sie meist nicht voll), sondern Woche für Woche. Wie in der Bundesliga-Saison. Dort ist nicht nur ein Stadion gut besucht, sondern 40000 hier, 70000 dort ...

Heute frage ich nach dem Unterschied zwischen der Fussballbegeisterung und dem Wirken des Heiligen Geistes, über den es natürlich viel mehr zu sagen gibt; die sogenannte Pneumatologie (Lehre vom Heiligen Geist) füllt dicke Bücher. Ich riskiere hier mal einige, unvollständige Gedanken zu Unterschieden und höre gern, was unseren Gemeindebrieflesern dazu einfällt.
• Beim Fussball regiert vielfach das Geld. Zu Pfingsten – und nicht nur da – regiert Gottes Geist.
• Beim Fussball wird von Menschen gemachte Stimmung erlebt. Pfingsten wird deutlich: ER lebt!

Bonsaibäumchen sehen alt aus, haben 30, 50 oder 80 Jahre auf dem Buckel, sind aber nicht größer als eine 2 jährige Fichte. Sie haben an Jahren zugelegt, aber nicht ihrem Alter entsprechend an Größe.

Und der Mammutbaum? Wie der Name schon sagt wird er groß, sehr groß sogar und hat irgendwann einen dicken Stamm, der ihm den nötigen Halt gibt. Den bläst so schnell kein Sturm um.

Diese Baumtypen stehen für zwei Möglichkeiten des geistlichen Wachstums. Nimmt unser Leben mit Gott an Reife zu oder bloß an Jahren? Bonsais sind ein Beispiel dafür, dass man älter werden kann, ohne wirklich zu wachsen. Bonsais wurden so gepflegt, dass sie aussehen, als hätten sie das Stadium der Reife erreicht. – Ok, der Fachmann wird sagen, dass sie „richtige“ Bäume sind, nur klein. Klein und anfällig – wehe da reibt sich eine Wildsau dran. Schatten bieten sie uns auch nicht. Also: nur Zierde, viel mehr nicht.Mammut oder Bonsai

Was ist geistliches Wachstum?
Zunächst seien 6 Mythen, Irrtümer, über geistliches Wachstum genannt:
• Es geschieht automatisch
• Es ist freiwillig
• Es zeigt sich an der Bibelkenntnis
• Es funktioniert für alle gleich
• Es ist einfach
• Es ist unmöglich

Es liest sich grauenhaft, z.B. im Jerusalemer Bibel-Lexikon: dass die Gekreuzigten vorher bis auf ́s Blut gefoltert wurden; dass man sie ans Kreuz band, selten nagelte wie bei Jesus Christus; das sie schmerzhaft und langsam starben, es dauerte 1-3 Tage; dass sie dabei Insekten und jedem Wetter und dem Spott ihrer Mitmenschen ausgesetzt waren.

Für die Juden galt ein von Heiden Gekreuzigter als verflucht. Ein gekreuzigter Messias war für sie ein Unding. „Das Wort vom Kreuz ist eine Torheit (Dummheit) für die, die verloren gehen“ erklärt Paulus in 1.Korinther 1,18. Jesu Tod am Kreuz werteten viele Juden als Beweis gegen seine Messianität. Darum riefen sie „Wenn du Gottes Sohn bist, hilf dir selber und steig vom Kreuz herab“ (Matthäus 27,40).

Was viele denken: Die einen denken bis heute, dass er nicht wirklich Gottes Sohn war, und andere, auch unter den Christen, halten das körperliche, physische Leiden (Folter, Nägel, Ersticken am Kreuz) für Jesu Hauptproblem. Aber damit irren beide. Und nicht einmal der Spott der Menschen war für ihn das Schlimmste.

Wachstum? Da fällt mir noch etwas aus meiner Gartenarbeit ein:
Wenn Giersch predigt...

Giersch ist kein Gastpastor auf unserer Kanzel. Aber was dann? Manche schauen einen mitleidig und hoffnungslos an, wenn man ihnen erzählt, dass im Garten Giersch, wegen seines Aussehens auch Geißfuß genannt, wächst. „Viel Mühe“ prophezeien die Fachleute im Internet und dass nicht einmal die chemische Keule, also extremes Pflanzengift, gegen dieses Kraut hilft. Aber essen soll man ́s können.

Giersch

 

 

 

 


Also habe ich mich dran gemacht und gebuddelt, geschwitzt und gestöhnt. Dabei hat Gott mir durch das Unkraut Anschauungsunterricht gegeben. Ich habe photographiert, wie seine Predigthilfe, „mein“ Giersch, wächst und sich verbreitet:
•Giersch hat Wurzeln, die etwa 40 cm tief in den Boden gehen und die Pflanze ernähren.
•Giersch bildet, ebenfalls über Wurzelstränge, Seitentriebe, aus denen sich neue Pflanzen entwickeln, sogenannte Ableger.
•Zusätzlich blüht die Pflanze und bildet Samen, die dann auf dem üblichen Weg per Wind oder durch Tiere ins Umland verstreut werden. Doppelte Sicherheit also; kein Wunder, dass der Giersch nicht vereinzelt auftritt, sondern großflächig wie ein Bodendecker den Gärtner „erfreut“.

Kaum mehr als 2 Teelöffel sind drin, in einem Fruchtzwerg (Mini-Joghurt). Und das wenige, was drin ist, ist auch nicht nur Frucht, wie ein Blick auf die Inhaltsstoffe zeigt. Natürlich, ein bisschen Frucht – oder zumindest Fruchtaroma - ist enthalten. Also schmeckt der "Zwerg" z.B. nach Apfel oder Birne. Und nicht jeder Esser muss erst aufs Etikett schauen, um die Frucht zu erkennen und damit auch den Baum, an dem sie hing.

 "An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen" (Mt 7, 16) – Jesus Christus sagt das zwar im Bezug auf falsche Propheten, also Irrlehrer. Trotzdem kann es nicht schaden, wenn wir uns auch selbst fragen, welche Frucht wir bringen. Im Gleichnis vom Weinstock und den Reben (Joh 15, 1 ff) ist die Rede von unserer Frucht. Und das man "an den Früchten den Baum erkennen kann" (Mt 12,33), konkretisiert unser Herr im Bezug auf  die Liebe und sagt seinen Jüngern: "Daran, dass ihr  Liebe  zueinander habt, wird  jeder  erkennen, dass ihr meine Jünger seid" (Joh 13,35).

Liebe der Christen untereinander ist prima. Aber sind wir Fruchtzwerge, weil wir nur die lieben, die wir ohnehin mögen? Lieben wir nur andere Christen? Wenn ja, sind wir ein Zwerg, denn nur die lieben, zu denen die Chemie stimmt, das kann jeder, auch ohne Gott. So jedenfalls sagt es Jesus in Mt 5, 43-48. Und, seien wir ehrlich, mit der Liebe untereinander ist es manchmal auch nicht so toll.

 

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Unsere Datenschutzerklärung